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gedanken zum tag

seit freitag bin ich wieder da. hier in wien. der stadt an deren grünem rand ich vor etwa zwei jahrzehnten geboren wurde und obwohl ich mich zeit meines lebens immer eher als 'exilwaldviertler' definiert habe, fühle ich mich doch hier zu hause. die geschwindigkeit mit der mich das hier und jetzt 'aufgesogen' hat ist beinahe erschreckend, und die 3 wintermonate auf der britischen insel erscheinen nach nur 4 tagen wie kitschig verschwommene rückblendenbilder. so ging es mir bis dato noch jedesmal. hin und her fliegen. tagtraumwechsel. und wenn ich jetzt dann noch an robert denke der gerade in südafrika verweilt...
wunderschön ist es jedenfalls hier im ronahi (gratis w-lan) zu sitzen und per ganz wundervollem mittagsfrühstück gemeinsam mit christina das dienstägliche leben zu genießen.
hier bin ich also wieder. in dem land wo man 'sickbag' zärtlich mit speibsackerl übersetzt und wo ubahndurchsagen mit einer derartig sympathischen unvollständigkeit daherkommen dass es eine freude ist: "EINSTEIGEN... (lang nichts) ZUUUUUG... (lang nichts)"

gerade eben haben wir uns noch in den armen gelegen. und die tränen sind mir über die wangen gerollt. und jetzt sind schon mehrere 100 kilometer zwischen uns.
es wird mir wohl nie leicht fallen mich von dir zu verabschieden. obwohl es diesmal nur vier wochen sind. dennoch. ich weine und bin traurig. alles erscheint wie ein traum. und später dann im auto höre ich diesen wunderschönen song von rufus wainwright (vibrate) und die sonne scheint mir direkt ins gesicht. trocknet meine tränen ein bisschen. was für ein schöner wintertag. kalt und strahlender sonnenschein. tage zuvor steigen wir zu zweit in einen der späteren busse um von der uni nach hause zu kommen und trauen vorerst unseren ohren nicht: was sprechen diese zwei menschen da miteinander. österreichischen dialekt? wir schaun uns zuerst fragend an und horchen weiter hin und später stellt sich heraus was doch so unwahrscheinlich erschien: wir sitzen einer scheinbar jungen innviertlerin gegenüber (mehr als 20 jahre dort) die ursprünglich aus malaysien kommt und jetzt hier im tiefsten westlondon mit ihrem enkelkind innviertlerisch spricht. sie müssen leider gleich aussteigen aber sie gibt mir ihre nummer und ich verspreche mich zu melden um sie einmal zu besuchen. solche dinge machen glücklich. heute komme ich heim vom flughafen und das zimmer fühlt sich ungewohnt leer an. überall dort wo deine sachen waren ist jetzt nichts. und alles was im zimmer noch an deinen besuch erinnert ist eine beinahe leere wasserflasche. ich liebe dich so sehr. bald ist weihnachten.

von Hermann van Veen.

Als Gott nach langem Zögern wieder mal nach Hause ging, war es schön; sagenhaftes Wetter! Und das erste, was Gott tat, war: die Fenster sperrangelweit zu öffnen, um sein Häuschen gut zu lüften.

Und Gott dachte: Vor dem Essen wird´ ich mir noch kurz die Beine vertreten. Und er lief den Hügel hinab zu jenem Dorf, von dem er genau wusste, dass es da lag.

Und das erste, was Gott auffiel, war, dass da mitten im Dorf während seiner Abwesenheit etwas gescheh´n war, was er nicht erkannte. Mitten auf dem Platz stand eine Masse mit einer Kuppel und einem Pfeil, der pedantisch nach oben wies.

Und Gott rannte mit Riesenschritten den Hügel hinab, stürmte die monumentale Treppe hinauf und befand sich in einem unheimlichen, nasskalten, halbdunklen, muffigen Raum.

Und dieser Raum hing voll mit allerlei merkwürdigen Bildern, viele Mütter mit Kind mit Reifen überm Kopf und ein fast sadistisches Standbild von einem Mann an einem Lattengerüst. Und der Raum wurde erleuchtet von einer Anzahl fettiger, gelblichweißer, chamoistriefender Substanzen, aus denen Licht leckte.

Er sah auch eine höchst unwahrscheinliche Menge kleiner Kerle herumlaufen mit dunkelbraunen und schwarzen Kleidern und dicken Büchern unter müden Achseln, die selbst aus einiger Entfernung leicht moderig rochen.

"Komm mal her! Was ist das hier?"

"Was ist das hier! Das ist eine Kirche, mein Freund. Das ist das Haus Gottes."

"Aha. . . Wenn das hier das Haus Gottes ist, Junge, warum blühen hier dann keine Blumen, warum strömt dann hier kein Wasser und warum scheint dann hier die Sonne nicht, Bürschchen?!"

". . . Das weiß ich nicht."

"Kommen hier viele Menschen her, Knabe?"

"Es geht in letzter Zeit ein bisschen zurück."

"Und woher kommt das deiner Meinung nach? Oder hast du keine Meinung?"

"Es ist der Teufel. Der Teufel ist in die Menschen gefahren. Die Menschen denken heutzutage, dass sie selbst Gott sind und sitzen lieber auf ihrem Hintern in der Sonne."

Und Gott lief fröhlich pfeifend aus der Kirche auf den Platz. Da sah er auf einer Bank einen kleinen Kerl in der Sonne sitzen. Und Gott schob sich neben das Männlein, schlug die Beine übereinander und sagte: ". . . Kollege!"

titel: solcherne und solcherne: de ober'n und de unter'n
(Buch von Isolde Kerndl und Johannes Fessl)

an manchen tagen passieren wunderbare dinge. man klatscht mit einem fremden menschen der den bus herbeiwinkt im vorbeifahren mit dem fahrad ab. sie lacht. das herz macht einen sprung und man ist glücklich. an manchen tagen hat man wunderbare gespräche mit alten freunden. man fragt sie um hilfe und man redet darüber. stellt sich gegenseitig fragen und es ist wunderbar. sogar wenn letzten endes keine wirkliche lösung herausgekommt. es fühlt sich gut an. und danach ist man fasziniert von all den möglichkeiten. all den gesprächen die man geführt hat. all den menschen die man getroffen hat. treffen kann. der großen weiten welt. und man will sie umarmen. und man weiß garnicht wohin mit all der energie. all dem tatendrang den man gerade hat. unruhig ist man. man setzt sich hin und schreibt weil man sonst sowieso nicht schlafen kann.
an anderen tagen regnet es draußen. draußen und drinnen. alles ist bewölkt. ständig könnte man weinen. hat angst vor der welt und möchte sich vor ihr verschließen. vor der welt und den anderen menschen. angst hat man vor der zukunft. angst hat man vor fast allem. selbst angst und zweifel davor dieses gefühl zu blatt zu bringen. ob offen oder geschlossen. und man hat keine energien. möchte etwas stupides machen. immer und immer wieder. sich selbst in fesseln legen und steine klopfen. an diesen tagen ist man davon überzeugt man taugt kaum zu mehr. man hat kein wissen. keine kraft. man verliert sich und fällt in schwarze gedankenlöcher. und man hat einen riesigen stein im hals der sich nicht bewegen lässt. kein vor und kein zurück. der glaube an einen selbst ist weg an diesen tagen und es regnet draußen. draußen und drinnen.

ach. ein schönes wort. fladeranten. je länger man von zuhause weg ist desto wertvoller werden solche wörter. wörter die ich selten schreibe weil meine bisherigen begegnungen mit schriftlichem dialekt (abgesehen von büchern von Isolde Kerndl: 'zwëi Mauna zwo Weiba zwoa Ochsn' und 'Richt' ma uns auf d'Füaß') immer nur im direkten online dialog stattfanden und da nie dieses positive gefühl erzeugen konnten das ich grad habe, sondern eher abneigung. dialekt. sprache. schrift. worte. dinge mir wichtig sind.
heute jedenfalls sind einige nicht alltägliche dinge passiert die eindrücke hinterlassen haben. in einer der pausen zwischen zwei der vorlesungen. viele menschen stehen in diesem stockwerk vor den eingängen zu den hörsälen(wort mit befremdlichem schriftbild). an der wand ettliche automaten. generell nicht allzuviel platz für die menge an menschen die sich meist hier einfindet. aus meinem augenwinkel sehe ich zwei männliche studenten im innigen tanz. es wird schnell hitzig. "don't push me!" wiederholt einer der zwei. mehrmals. es handelt sich zufälligerweise um einen kollegen von mir den ich allerdings nicht näher kenne. und binnen sekunden wird der tanz intensiver und die zwei beginnen sich zu schlagen einer wohl aktiver, der andere antwortend. nicht raufen. schlagen. ein faustschlag verfehlt das anvisierte gesicht. ich bin nur wenige meter daneben und fühle mich sehr hilflos. was soll ich tun. dazwischengehen? einer der körper wird lautstark gegen einen der automaten geworfen. noch bevor ich meine frage beantworten kann geht ein großgewachsener schwarzer zwischen die zwei und trennt sie. ich nehme an dass er denjenigen kennt den er wegdrückt. es ist nicht mein kollege, der eine minute später zwei reihen hinter mir im hörsaal sitzt. mit einer ganz leicht blutenden lippe. dieser vorfall befremdet mich noch immer. ich bin noch nie derartig aktiv aggressiv gewesen. auch passiv nicht.
ein paar stunden später komme ich verschwitzt bei einem größeren fahrradgeschäft an um mein vermeintlich kaputtes licht umzutauschen und um mir endlich einen 'ring-spanner' zuzulegen. am weg zum hinteren teil des geschäfts schneide ich drei jungen burschen den weg ab. ich entschuldige mich und bleibe stehen um sie vorbei zu lassen. und es passiert etwas eigenartiges: sie nehmen mein angebot nicht an und bestehen darauf mich vorzulassen. 'no, it's alright. go on...' ich lächle und gehe den geplanten weg weiter. halte dann aber inne:'moment. irgendwas stimmt da nicht'. ich drehe mich um und beobachte einen der drei dabei wie er eine sprühdose schnell verschwinden lässt. und mir wird klar: ich wurde vorgelassen um nicht im weg zu sein. erwischt wurden sie im übrigen nicht obwohl ich sekunden später den desillusionierten verkäufer informierte. er sagte irgendwas von 'das sind die typischen 16jährigen jungs...'
mir war damals ja schon beim passiven fladern schlecht. ich kann mich noch gut erinnern. einen bleistift hat einer meiner freunde damals mitgehen lassen. das ist eben cool. ich war wohl ein langweiliger teenager.

sonne am himmel. sonne in mir. und meine beine laufen mich zum park. meine gedanken kreisen um sich. ein paar eichhörnchen. kindertennis. die kinder kaum größer als der ball. kurz zuvor endlich den überflüssigen sofa-sessel gemeinsam mit dem landlord in die garage verräumt. mein zimmer hat jetzt platz zum atmen. ich keuche nach hause. die dusche tröpfelt lustig ihr heißkaltes lied und ich kann schon leise mitsummen. der bart muss weg und ich lass ihn deckelig stehen. ob mir das steht. die auferstehung der packerlsuppe. endend in mir. wärme. eine seltsame leere. und doch: lächle und lausche der musik.

hochwasser.
hochwasser.
hochwasser.
hochwasser.

siebzehnter august. in einem monat mache ich mich wieder auf den weg zur insel. der flug ist schon gebucht. wie erwartet verfliegt hier alles mit atemberaubender geschwindigkeit und ich habe etwas angst. soviele dinge sind passiert. werden noch passieren. angst und vorfreude. wie wegfahren und heimkommen zugleich. das alte spiel. da und dort menschen die ich sehr gerne habe. da und dort. ich brauche jetzt etwas zeit für mich. zeit. ich werde dich wieder finden. für mich.

eine viertelstunde sitze ich neben herrn könig. er telephoniert. und vor ihm der computer. lechzend nach den informationen die der könig für ihn mit stets freundlicher stimme erwirtschaftet. zwischendurch, wenn die finger nicht über die tasten eilen, reibt er sich die hände. es sind glatte computerhände und trotzdem machen sie dieses ganz bestimmte geräusch. er wirft mir ab und an flüchtige blicke zu. sein kopf ganz unruhig. ich merke etwas später dass eines seiner augen getrübt ist und starr. ich ertappe mich dabei wie ich mich auf das andere auge konzentriere. leise sitze ich da. beobachte. stelle manchmal ein paar fragen. seit eineinhalb jahren arbeitet er da. erzählt der könig. und heute. so meint er. hat er dieses neue projekt angefangen. banken und versicherungen und so weiter. er ist etwas aufgeregt manchmal. trotz der eineinhalb jahre. in etwa zur gleichen zeit wie ich sind zwei andere menschen gekommen. ein etwas älterer mann. graue haare und bart. und eine alte sehr dünne frau im rosa kostüm. schwer alt-wienerisch. eine zuckerltante. das leben nagt an ihr. mein blick überschweift sie nur flüchtig. ich verlasse den könig dann um dem älteren herrn platz zu machen. er will von dem jungen mann im äußeren zimmer hier her wechseln. kurz darauf plaudern wir etwas. er ist jetzt 52 sagt er. hat vorher labor dinge verkauft. aber das geht alles nicht mehr so gut. sagt er. der schlechte markt. sein ältester sohn 19. etwas problematisch in chemie und mathe. oder so ähnlich. während er spricht bilden sich manchmal speichelfäden zwischen seinen lipppen. ich schaue ihm gerade in die augen. eine schwarz angezogener kerniger mann mit vollbart und krausem haar schaltet sich nervös in unser gespräch ein. sein hemd umfasst seine bauch. gehalten von einem gürtel. er bleibt nicht stehen und irrt so unruhig wie des königs kopf hin und her. die zwei männer drehen einander beinahe den rücken zu obwohl sie gerade miteinander sprechen. das schulsystem. die universität. ams. arbeitsmarkt. das harte triste leben. die andere schwer-wiener chefdame in einem rosa kostüm anderer färbung kommt dann aus der besprechung zurück und wechselt noch ein paar worte mit uns. terminvereinbarungen. und so weiter. der graue mann und ich gehen die treppen hinunter und ich wünsche ihm einen schönen tag. unsere wege trennen sich. am heimweg später regnet es nicht. aber es tröpfelt. das leben kann so trist wirken. und mir fällt richard ashcroft ein. und wie er sonntags so einfach und einfühlsam besang wie ich mich gerade fühle.

'cause it's a bittersweet symphony, this life
try to make ends meet
you're a slave to money then you die
I'll take you down the only road I've ever been down
you know the one that takes you to the places
where all the veins meet yeah

ich bin zu hause. und bald finde ich zeit für mehr worte.
heute morgen abend.
versprochen.
(die realität geht vor, und das ist gut so, ich weiß, nicht für alle, verzeihung)

 

twoday.net AGB

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