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Im Zuge des 48. Londoner Film Festivals besuchten heute Chris, Lesley und ich das National Film Theatre um uns dort Animation Programme 2 anzusehen. Ein wunderbares Programm und wunderbare Filme die mich in vielerlei Hinsicht überrascht und beglückt haben.

Bus Stop by Dir Matthew Abbiss/UK 2004/4 mins
Eine sehr amüsante Szene. Vater und Sohn warten auf den Bus. Ich weigere mich zwar beständig dieses Wort zu verwenden, aber hier passt es: die kleine Sohnfigur ist wirklich herzig. Schwarze Linien auf weißem Hintergrund. Subtile Bewegungen. Sehr klare und passende Vertonung. Wunderbar

Dying of Love(Morir de Amor) by Dir Gil Alkabetz/Germany 2004/14 mins

Erste kleine Überraschung: Ein Film aus Deutschland. Schnarchgeräusche und ein herangezoomter Bildauschnitt einer Vogelfutterverpackung auf der später zwei eng beieinandersitzende Papageien zu sehen sind. Es ist ein Mann der hier schläft und wir sehen auch wer ihn dabei beobachtet: Zwei Papageien im Käfig, die den Verpackungsvögeln sehr ähnlich sind. Der Unterschied besteht in der Farbgebung: Nur das Verpackungsbild ist bunt, der Rest ist schwarz/weiß. Die zwei Vögel kommunizieren miteinander und unterhalten sich über die Vergangenheit ihrer selbst und ihres Besitzers, was für alle 3 ungeahnte Folgen hat. Die Rückblicke und Gedanken der Vögel sind in Farbe gehalten. Die Gegenwart ist monochrom. Ein außergewöhnlicher Animationstil und interessante Form- und Farbverknüpfungen bei sehr bewusst eingesetzen Szenenübergängen. Hin und zurück, fließend und den Inhalt der Geschichte unterstützend gehen die Bilder ineinander über.(Wie ich gerade feststelle war Alkabetz Animation Designer bei "Run, Lola, Run")

Kamiya's Correspondence by Dir Sumito Sakakibara/UK 2004/7mins
Die Pastellfarben und der japanische Stil bieten einen sehr starken Kontrast zum vorangegangenen Films. Schnell bin ich beruhigt und lausche der Offscreen-Stimme des jungen japanischen Mädchens die Briefe an ihre abwesende Mutter schreibt, um ihr vom täglichen Familienleben zu berichten. Währenddessen sehen wir die Dinge die sie beschreibt, oder sehen ihr beim Schreiben zu. Im Hintergrund japanische Musik. Sehr ruhig. Sehr japanisch. Ich bin nicht fasziniert aber angetan(welch seltsamstes aller seltsamen wörter). Vielleicht auch wegen dem sehr hohen Kontrast zu den vorangegangenen Bildern.

Lucia by Dir Felix Gönnert/Germany 2004/8mins
Ich muss gestehen, ich bin in diese Moment froh 3D-Animation zu sehen, weil ich doch etwas auf diese gehofft habe. Wieder aus Deutschland. Diesmal bin ich naturgemäß etwas weniger erstaunt. Ich werde in den folgenden 8 Minuten auch wirklich belohnt in dieser Hinsicht. Traumhaft schöne Bilder und eine akut hohe Sympathie für die kleine Protagonistin Lucia. Sie ist krank und liegt im Krankenhaus. Die Krankheit meldet sich manchmal durch sehr hohe und grässliche Töne in ihrem Kopf. Ich glaube nicht nur ich assoziiere mit diesem Geräusch Gehirntumor. Bei einer nächtlichen Erkundungstour durch das Krankenhaus entdeckt Lucia Röntgenbilder die sich mit ihrer Phantasie vermischen. Wir befinden uns in einer Traumwelt und sehen Lucia zu wie sie mit Hilfe eines kleinen elfenartigen Wesens die Krankheit los wird. Die Nacht vergeht und der nächste Tag ist voller Hoffnung für Lucia.
Mit viel Liebe zum Detail umgesetzt und sehr professionell vertont. Ein aufwendiges und erwachsenes Projekt. Vielen Dank.

Ryan by Dir Chris Landreth/Canada 2004/14mins
Die unbändige Freude die mich überkommt als ich realisiere was ich jetzt sehen werde ist kaum in Worte zu fassen. Ich kann mein Glück kaum fassen. Ich bin in diesen Saal gekommen ohne zu wissen was ich sehen werde und jetzt das. Ryan hat schon vor geraumer Zeit meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen da Landreth die Goldene Nica im Bereich Visual Effects für Ryan übergeben wurde. Einige Zeitungsauschnitte fanden in meinem Thinkbook Platz und mit ihnen der feste Vorsatz diesen Film unbedingt sehen zu wollen. Und jetzt kommt mir das Leben entgegen und ich sitze da und fasse es nicht.
Ryan Larkin ist eine Legende der kanadischen Animation der 60' und 70' Jahre. Er ist für einige der einflussreichsten Animationen seiner Zeit verantwortlich. Heute lebt Ryan als Bettler in den Straßen Montreals. Landreth erzählt mit Hilfe genialer visueller Ideen und unfassbaren Bildern die Geschichte Larkin's.

Dahucapra Rupidahu by Dirs Frédérique Gyuran, Vincent Gauteir, Thibault Bérard/France 2003/7 mins
Zu Beginn etwas eigenartig. Animierte Steinböcke auf real-bergwiesen Untergrund? Wiederum verstärkt durch die exzellenten Bilder von Ryan zuvor. Und dann muss ich lächeln. Weil mir zum wiederholten Mal seitdem ich dieses Land betreten habe mein Herkunftsland als auch meine Sprache begegnet. Schon bei Casablanca war ich fasziniert von der Situation in der ich mich befand: Ich sehe einen englischsprachigen Film in dem Deutsche vorkommen, die dann auch deutsche Parolen von sich geben, und befinde mich dann plötzlich in der speziellen(und mitunter sehr genussvollen) Lage, diese Deutschen im Gegensatz zum Rest des Kinosaales(Ausnahmen bestätigen die Regel) auch zu verstehen. Mir wird also direkt bewusst gemacht, dass ich zwei Sprachen benützen kann, und das ist eine schöne Erfahrung. In dem Fall von "Dahucapra Rupidahu" drückt sich das im Ort des Geschehens aus: Die österreichischen Alpen. Ich möchte hier nochmals meine genussvolle Lage zusammenfassen: Ich sitze in England, London. In einem englischen Kinosaal. Ich sehe einen französischen Animationsfilm mit englischen Untertiteln der in den österreichischen Alpen spielt. Köstlich, wie gesagt. Es springt das Herz vor Freude und man weiß nicht recht warum. Die Situation wäre nur noch zu durch höhere Kenntnis der französischen Sprache zu "toppen"...
Der Film selbst ist eine Mischung aus Realaufnahmen und Animation und stellt uns mit viel Sarkasmus eine sehr eigenwillige Rasse vor die sich wie folgt beschreiben lässt: Widder deren Beine nicht gleichmäßig lang sind. Es gibt zwei kürzer und zwei längere. Entweder vorne/hinten oder links/rechts verteilt. Die daraus entstehenden witzigen Situationen entbehren jeder Beschreibung und werden durch einen wirren, kaum zu verstehenden, deutsch-dialektischen Jäger der als Österreicher vorgestellt wird noch verstärkt(was mein Deutsch/Englisch-"ha,nur ich weiß das jetzt" natürlich enorm verstärkt).

The Crab Revolution(La Revolution Des Crabes) by Dir Arthur des Pins/France 2004/5mins
Es existieren deutlichen Parallelen zu den Bergtieren. Gute Wahl diesen Filme so zu reihen. Der Stil ändert sich gänzlich. Wieder schwarz/weiß. Back to the Roots. Zurück auch zum Anfang des Kinoabends. Es geht um die kaum bekannten und schlecht behandelten depressiven Krabben. Köstlich. Der Saal muss mehrmals lachen und ich lache mit.

Through My Thick Glasses(Gjennom Mine Tykke Briller) by Dir Pjort Sapegin/Norway-Canada 2003/13mins
Eine noch nicht verwendete Animationsart am Ende dieses wundervollen Abends: Animation (Puppet). Ein Mädchen mit sehr dicken Brillengläsern weigert sich beständig hinaus in den Schnee spielen zu gehen. Die Großmutter schlägt dem verzweifelten Großvater vor, dass er das Mädchen ablenken soll und so beginnt er die endlose Gescichte über den Krieg während seiner Kindheit und Jugend. Und wir sehen die bildhaften Vorstellungen des nahezu blinden Mädchens die ihr Sehvermögen bei weitem übertreffen. Eine wahre Geschichte.
 

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