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kurz mit meinem arm hineinblinken in den kreisverkehr. linksverkehr. hier ist linksverkehr. aber ich muss in diesem moment nicht daran denken. ich fahren den weg nicht zum ersten mal. zwei autos überholen mich und mein lieb gewonnenes fünf-pfund-rad. ohne zu blinken auf den von hecken geschützten gehsteig und durch das s-gatter durchmanövrieren. der an den schmalen fußweg angrenzende sportplatz ist weißlich, fast grell beleuchte aber in der ferne verschwindet der weg in tiefem schwarz. ich habe mich noch nie sonderlich wohl gefühlt allein in der nacht. kurz bevor mich das schwarz verschluckt entscheide ich mich das gelblich-orange leuchtende dynamo-licht zuzuschalten und fahre weiter in die nacht. diese schmale abkürzung die später links an einem friedhof vorbeiführt hat mir des nächtens noch jedes mal eigenartige gedanken eingepflanzt und ich denke noch. ja. keine horrorfilme. ich brauche keine neuen ängste. das ist schon ok. und dann. ein einsamer schmerzhafter schrei. ich zucke zusammen und fahre einen kleinen haken. vermutlich ein tier. rede ich mir ein. während in meinem kopf sexualdeliktische csi-intro-szenen ablaufen. der schrei kam von rechts. gegenüber des friedhofs ein undurchschaubar verwachsenes gestrüpp und bäume. alles schwarz wie die nacht durch die ich jetzt mit schnelleren tritten fahre. ich bin froh den fußweg zu verlassen. der restliche heimweg ist gut beleuchtet wenn auch sicher viel gefährlicher als der unangenehm dunkle fußweg. ich fahre behände den radweg entlang. autos fahren an mir vorbei und ich fühle mich wie ein einsamer kämpfer in der fremde. es ist eine kalte nacht und meine nase rinnt. was wohl gerade all die menschen zu hause machen. mehrere hundert kilometer gen osten. wer wohl an mich denkt. ich radle und radle und verspüre keine körperliche erschöpfung aber die eigenwillige einsamkeit in mir. den leichten hügel hinunter schlängle ich mich zügig durch das suburbane strassengewirr. die nahezu immer gleichen backsteinhäuser ziehen an mir vorbei. wie vertraut mir all diese straßen in den letzten paar monaten geworden sind. ein zweiter und letzter kreisverkehr veranlasst mich zu einer engebildet gravitationellen beschleunigung, als ob die mitte des kreises ein planet und ich ein satellit wäre und schließlich. ich schnaufe zufrieden aber noch immer einsam. unser gartentor vor mir. durch die glastür sehe ich dass licht in der küche brennt. und drinnen erwartet mich ein vollkommen unerwartetes paket von amazon. von wem es wohl sein mag? es liegt jetzt neben mir und ich will es noch eine kleine weile nicht aufmachen. ich lächle. wer immer mir dieses geschenkt bereitet hat. das timing könnte kaum besser sein. ich bin zuhause. jemand beschenkt und denkt an mich. ich fühle mich nicht mehr so allein.
nikoo meinte am 3. Feb, 10:55:
ohne neue ängste ihrerseits provozieren zu wollen, doc, eine kleine anekdote zu abkürzungen über lichtarme radwege in britischen gefilden.
mit 14 hört man tendenziell ja eher wenig auf gutgemeinte ratschläge, bestimmte wege nicht zu nützen. wohl auch mit 21 nicht, fürcht ich, aber egal. damals jedenfalls, ähnliche voraussetzungen wie die von dir beschriebenen. die wahl zwischen 20 minuten hoch frequentierter straße und 5 minuten unbeleuchteten weges am rande eines abgelegenen flugfeldes scheint verlockend einfach. war sie auch, bis zu dem tag, an dem in der sprachschule cambridge dann ein schüler fehlte. warum? warnungen sind leider selten unberechtigt. sein rad war im nahegelegenen fluss versenkt, er mit einer tracht prügel davongekommen. immerhin.
gestern hab ich in einem anderen zusammenhang behauptet, mensch lernt nicht aus fehlern. well, manchmal eben doch. ich bin den weg nicht mehr gefahren. 
docvoo antwortete am 3. Feb, 14:08:
mein dunkler weg ist wesentlich kürzer als 5 minuten und nicht wirklich abgelegen. aber eben sehr dunkel. wenn ich ein zu ungutes gefühl hab nehm ich eh meistens einen anderen weg, aber manchmal, aus welchem grund auch immer, wage ich mich dann doch in die dunkelheit. 
thisandthat antwortete am 3. Feb, 17:53:
wien bei nacht ist ähnlich unheimlich. vor einiger zeit bin ich im dunklen heimgegangen, weil der nachtbus auf sich warten ließ - breite straße, hell beleuchtet - doch kein grund für den betrunkenen mann, der auch hier unterwegs war, mich nicht anzuquatschen, immer näher zu kommen und mich in seine wohnung mitnehmen zu wollen! nach ignoranz meinerseits hat er schließlich aufgegeben... ich war noch nie so froh wie an diesem tag, endlich zu hause zu sein und die tür hinter mir zusperren zu können! 
pierluigi meinte am 3. Feb, 12:45:
und von wem war das packet? wer war der nette mensch? Tröste dich, denn Einsamkeit ist nicht von Dauer. Der Mensch sucht und bleibt immer Gesellschaft. Zahlreiche Sprüche wären angebracht von: "Kommt Zeit kommt Rat" bis "Zeit heilt alle Wunden". Denk immer daran, dass du schließlich Erfahrungen machst, um die du dann gegenüber anderen reicher bist. 
docvoo antwortete am 3. Feb, 13:34:
das paket war (wie ich vermutet habe) ein geschenk von christina.
'stop stealing sheep & find out how type works.'
ein sehr feines buch über typographie.
es stimmt schon. der mensch sucht gesellschaft. aber man kann durchaus auch in gesellschaft vereinsamen.
aber du kennst mich. ich bin kein mensch von langer traurigkeit. 
 

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